Wege in die Praxis - Innovative Konzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

BMBF-Transfertagung

Zum Abschluss des Forschungsschwerpunkt „Forschung zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten“ hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Transfertagung „Wege in die Praxis - Innovative Konzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ eingeladen. Ziel war, Anwendungsmöglichkeiten der entstandenen Konzepte und Instrumente in der Praxis vorzustellen und zu diskutieren. Durch die Tagung führte Moderatorin Gesa Dankwerth.

Dr. Thomas Greiner, Unterabteilungsleiter im BMBF für „Lebensbegleitendes Lernen“ begrüßte im September 2024 etwa 130 Teilnehmende aus Wissenschaft, Praxis und Politik im Berliner Umweltforum zum Austausch.
 

Keynote „Sexualisierte Gewalt als Herausforderung für die pädagogische Arbeit in Institutionen und Organisationen

Prof. Meike Sophia Baader, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats zur Förderlinie, stellte die Frage, wie es gelingen kann, zu vernetzten Verantwortungsgemeinschaften als gelebte Praxis zu kommen. Auch wenn das Thema Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen kein völliges Tabuthema mehr sei, so sei doch immer noch eine große Unsicherheit, Angst und Abwehr auch bei pädagogischen Fachkräften spürbar. Ob und inwieweit das Thema in den unterschiedlichen Studiengängen an den Universitäten verankert sei, hänge immer von Lehrenden ab, die sich dafür einsetzen.
 

Paneldiskussion

Ein wichtiger Schritt zur Kompetenzentwicklung künftiger Fachkräfte wäre die Integration von verpflichtenden Modulen in den unterschiedlichen Ausbildungen. Hierin waren sich die Teilnehmenden der anschließenden Paneldiskussion „Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften“ einig. Prof. Meike Sophia Baader, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Hildesheim, sprach mit Prof. Nikolaus Meyer, der im Studiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Fulda lehrt, Prof. Anke Spies, die sich seit den 90er Jahren bereits dafür einsetzt, das Thema in der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung an der Universität Oldenburg einzubringen, und Beate Proll, die am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg unter anderem für die Sexualerziehung und die entsprechenden Bildungspläne verantwortlich ist.  
 

Impulsvortrag

In der dritten Phase des Förderschwerpunkts haben sich alle neun geförderten Projekte das Ziel gesetzt, innovative Ansätze für einen besseren Schutz nicht nur zu entwickeln, sondern diese auch in die praktische Anwendung zu bringen. Begleitet wurde dieser Prozess durch das Metavorhaben SchuGeK. In ihrem Impulsvortrag zeigt die Projektleiterin, Prof. Ulrike Urban-Stahl, Freie Universität Berlin, auf, was die Erwartungen und Herausforderungen für den Transfer sind. Sie zitiert dazu Christian Lüders (2018): „Transfer ist nur möglich, wenn man bereit ist, sich irritieren zu lassen, die reine Lehre ein Stück weit hinter sich zu lassen, Rollendiffusion zulässt und sich auf hybride Orte und Kommunikationsformen einlässt – und zwar von beiden Seiten“.
 

Workshops

Gelegenheit, sich in diesem Sinne irritieren zu lassen, hatten die Tagungsteilnehmenden bei den Workshops, die von den Projekten an beiden Veranstaltungstagen angeboten wurden.

Paneldiskussion

Am zweiten Tag ging es mit einer Paneldiskussion zum Thema „Sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend und ihre Folgen“ weiter. Die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs Prof. Julia Gebrande, sprach mit Prof. Brigitte Lueger-Schuster, Traumapsychologin an der Universität Wien, und Alex Stern, Mitglied des Betroffenenrats bei der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), über die Folgen von Gewalt für Kinder, Jugendlichen und spätere Erwachsene, den gesellschaftlichen Umgang mit Betroffenen und die Verantwortung der Gesellschaft. Notwendig sei es, den Blick auf Stärken und Ressourcen von Betroffenen zu richten.

In der Abschlussrunde berichteten Tonja Brinks vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg, Jule Fahlberg vom Kinder- und Jugendschutzdienst Känguru in Weimar, Katharina Kärgel von der Hochschule Heidelberg, Prof. Simone Pfeffer von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und Dr. Jutta Illichmann aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung über ihre Erfahrungen mit dem Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sexualisierter Gewalt in die pädagogische Praxis. Wege zu finden und zu gehen, um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen, bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Jutta Illichmann bedankte sich bei allen Akteuren aus Wissenschaft, Praxis und Politik, die in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben, die Grundlagen für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt zu stärken.