Digitale Kompetenzen von sozial benachteiligten Jugendlichen

Darum gelingt es manchen Schulen besonders gut, sozial benachteiligten Jugendlichen digitale Kompetenzen zu vermitteln

Darum gelingt es manchen Schulen besonders gut, sozial benachteiligten Jugendlichen digitale Kompetenzen zu vermitteln

BMBF | Illustrations by vectorjuice on Freepik

Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten sozialen Lagen verfügen im Durchschnitt über schlechtere digitale Kompetenzen als ihre gleichaltrigen Mitschülerinnen und Mitschüler. Es gibt aber einige Schulen, denen es gut gelingt, Schülerinnen und Schülern digitale Kompetenzen zu vermitteln – und zwar unabhängig davon, welche Chancen sie von Zuhause mitbringen.

BMBF | Illustrations by vectorjuice on Freepik

Wie sieht der Unterricht in diesen unerwartbar erfolgreichen Schulen aus?  Was tun Lehrkräfte, um digitale Kompetenzen zu fördern?   Es sind drei Faktoren, die den Unterrichtserfolg ausmachen: 1.	Eine effiziente Klassenführung . 2. Die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern. 3. Eine Kultur des Miteinander-Lernens durch gegenseitige Unterstützung.

BMBF

1) Effiziente Klassenführung: Die Lehrkräfte führen strukturiert durch den Unterricht und stellen ihre Unterrichtsplanung, Zusatzmaterialien, Termine und Aufgaben in digitaler Form für ihre Schülerinnen und Schüler bereit.   Sie fördern das selbstgesteuerte Lernen ihrer Schülerinnen und Schüler mit digitalen Medien. Die Kinder und Jugendlichen können so mit neuen Lernmethoden, Inhalten und Quellen lernen – und das auch zu Zeiten und an Orten, die bislang eher unüblich waren.  Die Lehrkräfte unterstützen ihre Schülerinnen und Schüler dabei, die Funktionsweisen der digitalen Medien zu erlernen. Außerdem sind sie positive Vorbilder, indem sie digitale Medien auch selbst intensiv nutzen.

BMBF | Illustrations by vectorjuice on Freepik

2) Individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern: Die Lehrkräfte setzen unterschiedliche digitale Medien für Aufgaben und Übungen ein und orientieren sich bei der Auswahl an den Interessen und Wissensständen ihrer Schülerinnen und Schüler. Dadurch gelingt es Ihnen, alle möglichst individuell zu fördern.   Außerdem verwenden sie unterschiedliche Tools und Apps, die Inhalte anwendungsorientiert und spielerisch bereitstellen und auf diese Weise ganz unterschiedliche Denkprozesse anregen. Die Schülerinnen und Schüler nutzen beispielsweise Lernvideos auf Youtube, um Lerninhalte im Unterricht oder Zuhause zu vertiefen.

BMBF | Illustrations by vectorjuice on Freepik

3) Eine Kultur des Miteinander-Lernens durch gegenseitige Unterstützung: Die Lehrkräfte schaffen eine Kultur des Miteinander-Lernens: Sie und ihre Schülerinnen und Schüler unterstützen sich gegenseitig beim Umgang mit digitalen Medien. Dadurch entsteht ein Klassenklima, das für die Motivation und die Interessen der Schülerinnen und Schüler förderlich ist.   Außerdem können die Kinder und Jugendlichen in unterstützenden Zusatzangeboten lernen, wie sie digitale Medien einsetzen – zum Beispiel in Form von außerunterrichtlichen Aktivitäten oder Aufbaukursen.

BMBF | Illustrations by vectorjuice on Freepik

Das BMBF-geförderte Projekt Unerwartbar erfolgreiche Schulen im digitalen Wandel – eine qualitative Vertiefungsstudie zu ICILS 2018 (UneS-ICILS 2018) baut auf Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie "International Computer and Information Literacy Study" (ICILS) auf. Die Studie testet die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen und deckte 2013 und 2018 auf, dass Achtklässlerinnen und Achtklässler aus sozial benachteiligten Lagen durchschnittlich über signifikant geringere computer- und informationsbezogene Kompetenzen verfügen als ihre gleichaltrigen Mitschülerinnen und Mitschüler. Allerdings belegte die Studie auch, dass es Schulen mit besonders herausfordernder Schülerkomposition gibt, in denen die Schülerinnen und Schüler im Mittel über überdurchschnittlich hohe computer- und informationsbezogene Kompetenzen verfügen.
An diesem Punkt hat das Forschungsteam um Prof. Dr. Birgit Eickelmann und Dr. Kerstin Drossel angesetzt und untersucht, wie Bildungsprozesse in diesen unerwartbar erfolgreichen Schulen arrangiert werden. Hierzu führten die Forschenden lehr-lernprozessbezogene Videostudien sowie qualitative Interviews mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Schulleitungen und Schulträgern durch und analysierten schulische Dokumente.
Es zeigte sich, dass digitale Kompetenzen in fünf Teilbereichen von Schulentwicklung gefördert werden können: 1. Organisationsentwicklung, 2. Unterrichtsentwicklung, 3. Personalentwicklung, 4. Kooperationsentwicklung und 5. Technologieentwicklung.  Schulen können selbst also einen maßgeblichen Beitrag leisten, um Chancengerechtigkeit im Kontext der Digitalisierung auf allen der fünf Ebenen der Schulentwicklung zu fördern. Für eine nachhaltige Wirksamkeit sollten darüber hinaus die Schulträger die digitalisierungsbezogene Schulentwicklung unterstützend begleiten. Sie sind hauptverantwortlich, in den Schulen eine lernförderliche IT-Ausstattung bereitzustellen. Und können auch darüber hinaus Hilfestellungen leisten: Zum Beispiel, indem sie Orientierungsdokumente bereitstellen, die die Schulen dabei unterstützen Medienkonzepte und Leitbilder zu entwickeln.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung gefördert.

Weitere Informationen über das Projekt finden Sie im Themenfinder.

Zur Website des Forschungsprojekts

Handlungsempfehlungen aus dem UneS-Projekt für chancengerechte, digitalisierungsbezogene Schulentwicklungsprozesse auf Einzelschulebene

Handlungsempfehlungen aus dem UneS-Projekt für chancengerechte, digitalisierungsbezogene Schulentwicklungsprozesse für Schulträger

Publikationen, die aus dem BMBF-Projekt entstanden sind:

  • Drossel, K., Oldak, A., Bette, R., Eickelmann, B. & Schreyer, P (in Druck). Videoanalysen zu unterrichtlichen Lehr- und Lernprozessen unter den Bedingungen der Digitalität an organisational resilienten Schulen in Deutschland. In B. Herzig, B. Eickelmann, F. Schwabl, J. Schulze & J. Niemann (Hrsg.), Lehrkräftebildung in der digitalen Welt – zukunftsorientierte Forschungs- und Praxisperspektiven. Münster: Waxmann.
  • Drossel, K., Oldak, A. & Eickelmann, B. (2023). Unterrichtliche Lehr- und Lernprozesse an unerwartbar erfolgreichen Schulen im digitalen Wandel – eine ICILS Vertiefungsstudie. PlanBD. Online-Magazin für Schule in der Kultur der Digitalität. Abrufbar unter https://magazin.forumbd.de/lehren-und-lernen/unterrichtliche-lehr-und-lernprozesse-an-unerwartbar-erfolgreichen-schulen/
  • Drossel, K., Eickelmann, B., Vennemann, M. & Fröhlich, N. (2023). Fostering students’ resilience. Analyses towards factors of individual resilience in the computer and information literacy domain. In T. Keane, C. Lewin, T. Brinda & R. Bottino (Eds.), Towards a collaborative society through creative learning (S. 39–50). Cham: Springer International Publishing. Verfügbar unter: https://www.springerprofessional.de/en/fostering-students-resilience-analyses-towards-factors-of-indivi/26097024
  • Drossel, K., Eickelmann, B. & Vennemann, M. (2020). Schools overcoming the Digital Divide – In depth analyses towards organizational resilience in the computer and information literacy domain. Large-Scale Assessments in Education (8), 1–19. doi.org/10.1186/s40536-020-00087-w
  • Drossel, K., Eickelmann, B. & Vennemann, M. (2019). Digitalisierung und Bildungsgerechtigkeit – die schulische Perspektive. DDS - Die Deutsche Schule, 111(4), 391–404. DOI: 10.31244/dds.2019.04.03

Illustrations by vectorjuice on Freepik