Lernen mit Erklärvideos

So nutzen Schülerinnen und Schüler digitale Lernangebote

So nutzen Schülerinnen und Schüler Erklärvideos beim Lernen

BMBF | Illustrations by pikisuperstar / Freepik

Polynomdivision, Französische Revolution oder chemische Reaktionen – immer mehr Schülerinnen und Schüler sehen sich Erklärvideos und Tutorials auf Plattformen wie YouTube an, um sich außerhalb der Schule mit Lerninhalten auseinanderzusetzen. Doch in welchen Fächern und warum nutzen sie die digitalen Lernangebote? Und wie werden die besten Lerneffekte erzielt?

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Beliebte Fächer: Die meisten Erklärvideos werden im Fach Mathe- matik geschaut: Fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 13 schaut mehrfach im Monat Mathevideos. Daneben sind vor allem auch Erklärvideos in den Fächern Biologie und Geschichte beliebt. In den anderen Hauptfächern Deutsch und Englisch rufen Jugendliche Erklärvideos deutlich seltener auf.

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Etwas anders sehen die Interessen bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern aus: Sie schauen neben Erklärvideos in Mathematik öfter auch solche in Deutsch und Englisch. Für sie ist es also wichtig, sich in den versetzungsrelevanten Fächern Unterstützung außerhalb des Unterrichts zu holen. Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler nutzen hingegen öfter Videos in Physik und Chemie. Geschichts- und Biologievideos schauen beide Schülergruppen etwa gleich oft.

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Gründe für die Nutzung von Erklärvideos: Schülerinnen und Schüler nutzen Erklärvideos vor allem für bessere Noten oder weil die Lehrkraft aus ihrer Sicht schlecht erklärt – sie wollen durch Erklärvideos also ihre Leistungen optimieren.   Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler nutzen die digitalen Lernhilfen auch, um Inhalte besser zu verstehen oder ihr Wissen zu vertiefen. Ihnen geht es also auch darum, sich tiefergehend mit dem Schulstoff auseinandersetzen.

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Fazit: Erklärvideos sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Lernkulturen von Jugendlichen und ergänzen das schulische Lernangebot. Sie ermöglichen es, Lerninhalte unabhängig von Zeit und Ort nochmal aufzuarbeiten oder zu vertiefen – und können dadurch zu besseren Lernleistungen beitragen. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Doch wodurch zeichnen sich gute Lernvideos eigentlich aus?

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Gute Lernvideos: - sind fachlich richtig, visuell ansprechend gestaltet und erklären die Inhalte in verständlicher Sprache. Die Erklärungen orientieren sich an (fach-)didaktischen und lernpsychologische Prinzipien.  - nutzen passende Beispiele aus der Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler und knüpfen an deren Wissensstand an.  - geben Impulse, das Gelernte anzuwenden und damit das eigene Verstehen selbst zu überprüfen und zu reflektieren.  - gehen auf Lernschwierigkeiten ein und befassen sich auch mit potenziell falschen Schülervorstellungen.

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Lehrkräfte können unterstützen, indem sie: - ihren Schülerinnen und Schülern helfen, das für sie passende Lernvideo auszuwählen, damit die Videos weder zu leicht noch zu überfordernd sind. - ihre Schülerinnen und Schülern befähigen, die Qualität von Erklärvideos richtig einzuschätzen. Dabei kann es zum Beispiel sinnvoll sein, ein aus fachlicher Sicht „schlechtes“ Video mit den Lernenden zu analysieren.  - sicherstellen, dass die Jugendlichen über ausreichende Lernkompetenzen im Umgang mit Lernvideos verfügen – zum Beispiel, wie sie Videos steuern, Teilsequenzen wiederholen, Notizen und Screenshots erstellen oder die Inhalte weiterverarbeiten.  - die Lernvideos in den Unterricht einbinden und beispielsweise selbst Lernvideos drehen.

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Im BMBF-geförderten Projekt „Digitale außerschulische lern- und bildungsbezogene Handlungspraxen von Jugendlichen“ hat ein Forschungsteam um Prof. Dr. Sven Kommer, Dr. Ilona Andrea Cwielong und Prof. Dr. Karsten D. Wolf Veränderungen des Lern- und Rezeptionsverhaltens Jugendlicher an den Schnittstellen formaler und non-formaler Bildungsangebote untersucht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beleuchteten interdisziplinär in vier Teilprojekten digitale außerschulische lern- und bildungsbezogene Handlungspraxen von Jugendlichen hinsichtlich schulisch-curricularer Gegenstände und persönlicher Berufsorientierung. Sie interessierten sich außerdem dafür, wie interessensorientiertes Wissen in der Freizeit erworben wird. Im Zentrum der Untersuchung standen Erklärvideos und Tutorials, wie sie insbesondere auf YouTube zu finden sind. Unter anderem gingen die Forschenden der Frage nach, ob die Nutzungsintensität mit der formalen Bedeutung der Fächer – gemessen am Stundenumfang oder der Versetzungsrelevanz – einhergeht. Bei einem ressourcenoptimierenden Einsatz würde man davon ausgehen, dass Schülerinnen und Schüler die meiste Lernzeit auf versetzungsrelevante Fächer legen. In den drei Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Englisch rezipieren sie allerdings lediglich Mathematik intensiv. Insbesondere Videos für Geschichte und die Naturwissenschaften Biologie, Physik und Chemie werden häufiger genutzt als Videos für die Hauptfächer Deutsch und Englisch. Grundlage der Ergebnisse war eine Befragung von 1401 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 8 bis 13 an Haupt-, Real- und Gesamtschulen, Oberschulen sowie Gymnasien in Bremen und in der Region Aachen mittels standardisierter Fragebögen im Computer Assisted Personal Interview (CAPI)-Verfahren.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung gefördert.

Weitere Informationen über das Projekt finden Sie im Themenfinder.

Publikationen, die aus dem BMBF-Projekt entstanden sind:

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