Bildungssprachliche Kompetenzen von Kindern

Warum bildungssprachliche Kompetenzen von Kindern so wichtig sind

Warum bildungssprachliche Kompetenzen von Kindern so wichtig sind

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Wie gut Kinder die Bildungssprache beherrschen, wirkt sich nicht nur auf ihre schulischen Leistungen in Deutsch aus. Sondern auch auf Fächer wie Mathematik. Die Bildungssprache unterscheidet sich von der Alltagssprache. Die Bildungssprache wird in der Schule oder anderen Lernsettings verwendet, um abstrakte und komplexe Inhalte präzise zu beschreiben und zu vermitteln. Kinder benötigen bildungssprachlicheKompetenzen zum Beispiel, um Sachtexte und Arbeitsaufträge zu verstehen und sich über fachliche Inhalte auszutauschen.

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Die Bildungssprache zeichnet sich durch einige besondere Merkmale aus. Sie verwendet zum Beispiel oft - Verbindungswörter wie trotzdem, demnach oder bevor, die Satzteile miteinander verknüpfen. Dadurch können lange Sätze entstehen, in denen einzelne Aussagen in einen Zusammenhang gebracht werden. - abstrakte oder mehrdeutige Begriffe. - aneinandergereihte Substantive. - passiv formulierte Sätze.  Die Bildungssprache ist deshalb schwerer verständlich als die Alltagssprache.

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Für das Lernen in der Schule ist es besonders wichtig, dass Kinder Verbindungswörter – auch Konnektoren genannt – verstehen.

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Gerade wenn Kinder Schwierigkeiten haben, abstrakte Begriffe oder auch Sätze mit Verbindungswörtern zu verstehen, hat das Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen. Sie schneiden dann beispielsweise auch schlechter in Mathe ab. Denn sie können anspruchsvolleren Lerninhalten – zum Beispiel Erklärtexten – weniger gut folgen.

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Was folgt daraus? Um in der Schule erfolgreich zu sein – und zwar nicht nur im Deutschunterricht – benötigen Kinder bildungssprachliche Kompetenzen. Nicht alle Kinder verfügen über diese Kompetenzen. Lehrkräfte sollten es als Querschnittsaufgabe betrachten, bildungssprachliche Kompetenzen zu vermitteln und im Unterricht zu fördern – zum Beispiel durch den sogenannten Scaffolding-Ansatz.

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Der Scaffolding-Ansatz (von engl. scaffold = Gerüst): Lehrkräfte geben ihren Schülerinnen und Schülern eine komplexe sprachliche Aufgabe. Zur Unterstützung bieten sie ihnen gleichzeitig sprachliche Hilfestellungen an. Das können Wortkarten, vorgegebene Satzanfänge und Glossarkarten sein. Oder auch Fragetechniken, die die Schülerinnen und Schüler zu längeren Äußerungen anregen. Sobald die Schülerinnen und Schüler die Anforderungen selbstständig meistern können, werden die Hilfestellungen – wie bei einem vorübergehenden Gerüst – wieder zurückgenommen.

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Im BMBF-geförderten Projekt „BiSpra-Aufgaben: Weiterentwicklung zu einem diagnostisch nutzbaren Testinstrument und Prüfung der Sensitivität für Fördereffekte“ hat ein Forschungsteam um Prof. Sabine Weinert, Prof. Petra Stanat und Dr. Birgit Heppt an vorangegangene Projekte angeknüpft, in denen es Aufgaben entwickelt hat, um bildungssprachliche Kompetenzen zu erfassen. Diese Aufgaben erfassen verschiedene Aspekte des Verständnisses von Bildungssprache: 1) das Verständnis bildungssprachlicher Hörtexte (BiSpra-Text), 2) das Verständnis von Satzverbindungen mit Konnektoren (BiSpra-Satz) und 3) das Verständnis von fachübergreifenden bildungssprachlichen Wörtern (BiSpra-Wort).
Die Forschenden haben die Aufgaben im Projekt Bispra-Aufgaben zu einem Testinstrument weiterentwickelt, das sich für den Einsatz in der pädagogisch-psychologischen Forschung und in bestimmten Anwendungsfällen auch für die schulische Praxis eignet. Außerdem haben die Forschenden die Entwicklung von bildungssprachlichen Kompetenzen im Grundschulalter untersucht und ihre Bedeutung für den schulischen Kompetenzerwerb analysiert.
Dafür haben sie eine große Studie durchgeführt, in der mehr als 3.600 Kinder aus sechs Bundesländern die Aufgaben bearbeitet haben. Teilgenommen haben:

  1. Monolingual deutschsprachige Kinder
  2. Bilinguale Kinder, die in den ersten drei Lebensjahren Deutsch und eine andere Sprache erworben haben
  3. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, die erst nach dem dritten Lebensjahr Deutsch gelernt haben

Es zeigte sich, dass monolingual deutschsprachige Kinder am Ende der 2. Klasse über ein besseres Verständnis bildungssprachlicher Hörtexte, ein besseres Verständnis von Satzverbindungen mit Konnektoren sowie ein besseres Verständnis fachübergreifender bildungssprachlicher Wörter verfügen als mehrsprachige Kinder. Trotz Zugewinnen bei allen Gruppen verringern sich diese Unterschiede über die Grundschulzeit nicht – sondern nehmen teilweise sogar noch zu. Die Forschenden konnten außerdem einen Zusammenhang zwischen dem bildungs- und sozioökonomischen Hintergrund der Eltern und dem Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen von Grundschulkindern zeigen: Kinder von Eltern mit niedrigen Bildungsabschlüssen schnitten bezüglich ihrer bildungssprachlichen Leistungen vergleichsweise schlechter ab als Kinder, deren Eltern höhere Bildungsabschlüsse erworben haben.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung gefördert.

Weitere Informationen über das Projekt finden Sie im Themenfinder.

Mehr über den Scaffolding-Ansatz erfahren Sie auf der Website von BiSS-Transfer und in dieser Handreichung für Lehrkräfte (PDF) ab Seite 11.

Und hier geht es zum Test zur Erfassung bildungssprachlicher Kompetenzen bei Grundschulkindern der Jahrgangsstufen 2-4.

Publikationen, die aus dem BMBF-Projekt entstanden sind:


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