Von Ton- und Videoaufnahmen aus dem Unterricht über Zahlenkolonnen aus Umfragen oder Leistungsmessungen bis hin zu Material aus Bildungsstatistiken – mit dem Ausbau der empirischen Bildungsforschung wächst auch die Zahl der unterschiedlichen Forschungsdaten. Durch die Digitalisierung wird dieser Trend noch verstärkt: „Neue“ Datenformen (beispielsweise Logfile-Daten, Eye-Tracking-Daten, Learning Analytics) und große Datenmengen werden produziert. Daten zu erheben ist kostenintensiv und sowohl für die Forschung als auch für die beteiligten Bildungseinrichtungen aufwendig. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Bildungseinrichtungen dafür zu gewinnen, sich an Forschungsprojekten mit Datenerhebungen zu beteiligen – und auch die Einhaltung des Datenschutzes ist anspruchsvoll.
Das Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung verfolgt daher das Ziel, die vorhandenen und künftigen Daten für Forschungszwecke besser zugänglich zu machen. Eine gute Forschungsdateninfrastruktur mit qualitätsgesicherten Forschungsdaten entlastet die Bildungseinrichtungen und sorgt dafür, dass Fördergelder effizienter eingesetzt werden. Zudem trägt dies auch zu den Zielen einer möglichst offenen Wissenschaft bei, in der Forschungsdaten und ihre Dokumentation zur Replikation von Ergebnissen und Nachnutzung für weitere Fragestellungen zugänglich sind.
Insbesondere die umfangreichen, quantitativen Datensätze aus den (internationalen) Large-Scale-Untersuchungen (wie IGLU, TIMSS, PISA oder PIAAC), aus großen Panel-Untersuchungen (wie SOEP oder NEPS), aber auch Datensätze von kleineren oder qualitativ arbeitenden Forschungsprojekten bieten eine Fülle von Informationen, die von Primärforschenden nicht immer allumfassend ausgewertet werden können. Die Sekundärnutzung dieser Datensätze kann dazu beitragen inhaltliche wie methodische Fragestellungen der Bildungsforschung zu beantworten und weitere Forschungsfragen generieren. Für Projekte, die im Rahmenprogramm gefördert werden, ist daher frühzeitig zu prüfen, ob bereits Daten vorhanden sind, mit denen die Fragestellung oder Teilaspekte beantwortet werden können. Dies schließt aber nicht die Möglichkeit aus, neue Daten in Forschungsprojekten zu erheben, wenn dies für die Beantwortung der Fragestellung notwendig ist.
Spätestens bei der konkreten Projektplanung sind Forschungsdatenmanagementpläne zu erstellen. Ein solcher Plan enthält alle grundlegenden Informationen zur Erhebung, Speicherung, Dokumentation und Archivierung der im Projekt erhobenen Forschungsdaten. Außerdem sind der Datenschutz, Persönlichkeitsrechte, Urheberrechte und nicht zuletzt auch ethische Fragen zu berücksichtigen. Zu diesen komplexen Fragen der Erstellung von Datenmanagementplänen bietet der „Verbund Forschungsdaten Bildung“ eine Reihe von Handreichungen und Beratungs- und Schulungsangebote.
Der Datenmanagementplan ist ein lebendes Dokument und wird im Laufe des Projekts fortgeschrieben und weiterentwickelt. Er dient nicht nur der Nachvollziehbarkeit der Daten durch nachnutzende Forscherinnen und Forscher, sondern auch zur Orientierung und Dokumentation der Forschungsdaten innerhalb des Projekts.
Zuwendungsempfänger verpflichten sich, die im Rahmen des Projekts gewonnenen Daten einem Forschungsdatenzentrum zur Verfügung zu stellen, um im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis eine langfristige Datensicherung zu ermöglichen. In den Forschungsdatenzentren werden die Daten archiviert, dokumentiert und auffindbar gemacht. Die Daten stehen der wissenschaftlichen Community auf Anfrage zur Replikation und zur Sekundärauswertung zur Verfügung.
Um Daten aus BMBF-geförderten Projekten in der Bildungsforschung für Re- und Sekundäranalysen nutzbar zu machen, förderte das BMBF von 2013 bis 2021 den Verbund Forschungsdaten Bildung. Dieser hat eine für die Bildungsforschung einheitliche Infrastruktur aufgebaut: Sie sorgt dafür, dass Forschungsdaten aus Forschungsprojekten an eine geeignete Einrichtung übergeben werden können. Im Netzwerk der beteiligten Forschungsdatenzentren ist gewährleistet, dass alle Arten von Daten mit der notwendigen fachlichen und methodischen Expertise archiviert, dokumentiert und zur Verfügung gestellt werden. Die wissenschaftliche Community kann auf einen großen Bestand qualitätsgesicherter Daten zugreifen und diese für weitere Forschung nutzen.
Der Verbund wird seit 2022 in verstetigter Form am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation weitergeführt. Er bietet die Grundlage für ein kooperatives Netzwerk mit einheitlicher Forschungsdateninfrastruktur für die Bildungsforschung.
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